Mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen, eine Woche mit einem selbstgebauten Floß den Hochrhein zu befahren, verbrachten Schülerinnen und Schüler einer Stuttgarter Förderschule ein erlebnisreiches Jahr, in dem sie in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt wurden und eine Tourplanung von Anfang bis Ende erleben und mitgestalten durften.
Sozial und kognitiv benachteiligten Kindern sollte die Möglichkeit gegeben werden, eine Floßtour eigenständig zu planen, vorzubereiten und durchzuführen.
Zu Beginn wurden Sozialkompetenzen mittels verschiedener kooperativer Spiele vermittelt, Vertrauen gestärkt, Selbstvertrauen gefördert, Wahrnehmung geschult und Ängste – auch unter Einbezug der Eltern – abgebaut.
Unabdingbar für das Erreichen des Ziels (der gemeinsamen Tour auf dem Hochrhein) war es, kleinschrittig und niederschwellig vorzugehen, sich immer wieder kleine Ziele zu setzen, anhand derer die Kinder erkannten, dass sie durchaus in der Lage sind, die von ihnen gesetzten Ziele zu erreichen.
In wöchentlich stattfindenden Treffen über zwei Schulstunden wurde die Teamfähigkeit trainiert, Flöße konstruiert, geschreinert, gebastelt, gekocht, im Zelt übernachtet und gerechnet. Neben der Schulung der soft skills mussten sich die Schülerinnen und Schüler mit alltagspraktischen Dingen wie der Erstellung einer Packliste, eines Essensplans, dem Auf- und Abbau von Zelten oder der Frage nach einer sinnvollen Freizeitgestaltung auseinandersetzen. Neben all dem lag das Hauptaugenmerk auf der Konstruktion und dem Bau sowie dem Befahren eines Floßes. Wie muss ein Floß beschaffen sein, damit es nicht untergeht, welche Knoten wende ich an, damit es nicht mitten auf dem Fluss auseinander bricht, wie mache ich das Floß transportfähig und welche Schläge wende ich an, um möglichst kraftsparend zu paddeln, das Ufer zu erreichen oder Hindernissen auszuweichen?
Um die Kosten für die Tour zu decken, führten die Schülerinnen und Schüler mehrere Fundraisingaktionen durch wie beispielsweise das Verfassen von Spendenbriefen, Kuchen- und Waffelverkauf an der Schule sowie Produktion von Geschenken, die beim Cannstatter Weihnachtsmarkt verkauft wurden.
Zusätzlich fanden im Zeitraum von März bis Juni 2011 mehrere Probetouren auf einem nahegelegenen Sees statt. Die eigentliche Tour war vom 27. Juni bis 1. Juli auf dem Hochrhein entlang der deutsch-schweizerischen Grenze.
Als greifbares Produkt ist ein Floß entstanden, das bis zu 16 Personen trägt. Es kann nun für viele Unternehmungen und andere Gruppen genutzt werden.
Größter Erfolg war sicherlich die Zielerreichung. Die Kinder blicken auf eine ereignisreiche Woche zurück. Sie haben die Woche konfliktfrei, als ein eingeschworenes Team, das die eine oder andere Herausforderung gemeistert hat, am Hochrhein verbracht.
Dass dieses Projekt an der Kreuzsteinschule, einer Förderschule für lernbehinderte Kinder und Jugendliche, auf fruchtbaren Boden stößt, bestätigt der Sozialdatenatlas der Landeshauptstadt Stuttgart.