Deutsch-palästinensisches Pfadfinder-Begegnungsprojekt in Waiblingen im Juli/August 2010

Deutsch-palästinensisches Pfadfinder-Begegnungsprojekt in Waiblingen im Juli/August 2010

Snapshot Themenfeld
Projektbeschreibung

16 palästinensische Pfadfinder, Mädchen und Jungen im Alter von 13-17 Jahren, aus zwei Flüchtlingslagern im Südlibanon nehmen im Juli/August 2010 gemeinsam mit deutschen Pfadfindern an einem 6-tägigen Zeltlager in der Nähe von Waiblingen (Baden-Württemberg) teil, mit anschließendem Aufenthalt in den deutschen Familien. Vor und nach dem Zeltlager finden weitere Begegnungen und Aktivitäten der beiden Pfadfindergruppen statt. Die palästinensischen Pfadfinder und ihre 3 BegleiterInnen gehören zu der libanesisch-palästinensischen Nichtregierungsorganisation The National Institution of Social Care and Vocational Training (NISCVT), die seit 1976 professionelle Jugendsozialarbeit für die Kinder und Jugendlichen in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon betreibt. NISCVT ist die Partnerorganisation des Vereins „Flüchtlingskinder im Libanon e.V.“, der seit Ende 1995 soziale, medizinische und Bildungsprojekte für die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon unterstützt, die vor allem Kindern und Jugendlichen zugute kommen. Die 3 Begleitpersonen, sind erfahrene SozialarbeiterInnen von NISCVT. Das deutsch-palästinensische Pfadfinderlager wird von „Flüchtlingskinder im Libanon e.V.“ zusammen mit dem Gau Wirtemberg der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschland organisiert.

Jungen und Mädchen aus zwei verschiedenen Kulturkreisen und mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen werden sich bei dem Zeltlager begegnen. Damit sollen Toleranz, Offenheit, Sensibilisierung für die andere Kultur und gegenseitiges Verstehen gefördert werden. Gemeinsame Aktivitäten wie Arbeiten, Spielen, Singen, Tanzen, Wandern und Gespräche der deutschen und palästinensischen Pfadfinder sollen gegenseitigen Respekt und Vertrauen schaffen, um Verständnis für die unterschiedlichen Erfahrungswelten zu fördern. Nur im direkten Kontakt können sich beide Seiten ein Bild voneinander, von den Hoffnungen und Wünschen der anderen Seite machen. Dabei ist es besonders für die palästinensischen Jugendlichen wichtig, eine Welt außerhalb der eigenen Horizonte zu erleben, denn wirtschaftliche und politische Gründe beschneiden diese Möglichkeit fast vollständig.

Insbesondere bei den palästinensischen Pfadfindern werden die Erfahrungen in der freien Natur tiefe Eindrücke hinterlassen, weil sie aus sehr beengten, lagerähnlichen Wohnverhältnissen kommen. Sie freuen sich schon jetzt riesig, das erste Mal in einem Pfadfinderzelt schlafen zu können und die Natur in Deutschland kennen zulernen. Die Palästinenser mit ihrer noch jungen Pfadfindertradition werden von dem Pfadfinderwissen der deutschen Gruppe viel lernen können, die deutsche Seite wird von den Improvisationsfähigkeiten der Palästinenser und von deren kulturellen Beiträgen profitieren. Auch für das Selbstwertgefühl der palästinensischen Pfadfinder hat die gleichberechtigte Begegnung mit den deutschen Pfadfindern auf Augenhöhe eine große Bedeutung. Sie erleben sich als geschätzte Botschafter ihres Volkes. Sie können damit ihre Rolle als Hilfsempfänger und als Teil einer vielfach vergessenen marginalisierten Gemeinschaft überwinden.

Vor allem die deutschen Pfadfinder werden das Projekts und seine Umsetzung vorbereiten. Sie werden sowohl für das Zeltlager selbst als auch für übrige Zeit des Aufenthalts ein Rahmenprogramm entwickeln. Neben diesen inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitungen werden sie im Vorfeld durch Kuchenverkauf, Sponsorenwerbung und andere öffentliche Aktionen zur Finanzierung des Projekts beitragen. Wir wünschen uns einen langfristigen Kontakt der Jugendlichen mit weiteren Treffen in Deutschland oder dem Libanon. Die Begegnung knüpft an 8 von 1999 bis 2008 gemeinsam mit der Evangelischen Studentengemeinde Oldenburg organisierten Workcamps von jungen Erwachsenen aus Deutschland für palästinensische Kinder und Jugendliche im Südlibanon an.

Die vielfältigen Irritationen zwischen muslimisch-arabischer und christlich-westlicher Kultur, die Denken und Handeln sowohl im normalen Alltag als auch auf politischer Ebene beeinflussen, bedürfen ganz besonderer Aufmerksamkeit, wenn sie das friedliche Zusammenleben auf nationaler und internationaler Ebene in Zukunft weniger belasten sollen. Das deutsch-palästinensische Verhältnis ist dabei mit zusätzlichen Schwierigkeiten konfrontiert, verursacht durch die deutschen Erfahrungen aus der Geschichte des Holocaust und den palästinensischen Erfahrungen von Vertreibung und Heimatverlust. Auch zur Überwindung derartiger Konflikte möchte das Projekt einen Beitrag leisten.

Projektträger
Birnenweg 2
72793 Pfullingen
Deutschland
Telefon: 
07121 / 78556
Themenfeld
Region, Partner
Infos
Zuletzt geändert: 
22.03.2016 - 16:10
Inhaltstyp: 
projekt
Beitrag Id: 
252014