Duplikat von Täterinnen

Duplikat von Täterinnen

Snapshot Kultur und Kunst
Projektbeschreibung

Täterinnen

Unter dem Arbeitstitel Täterinnen werden Jugendliche und erwachsene Frauen die Rolle der Frau als Täterin sowohl in der Zeit des Holocaust als auch im Rechtsradikalismus heute untersuchen.

 

Auf den ersten Blick scheint es, dass die dunkle Seite der deutsche Geschichte männlich ist. Männer haben den Krieg geführt und den Holocaust exekutiert. Bis auf wenige prominente Namen bleiben Frauen und die Gräuel des NS-Regimes zwei getrennte Kapitel. Doch was ist mit den Hunderttausenden von Wehrmachtshelferinnen, „Rassenprüferinnen“, Lehrerinnen und Sekretärinnen, die in den besetzten Ostgebieten während des Krieges Dienst taten? Was wurde nach dem Krieg aus ihnen? Zu den hartnäckigsten Mythen der Kriegs- und Nachkriegszeit gehört der von der unpolitischen Frau.

 

Frauen und Rechtsradikalismus passen für uns bis heute nicht gut zusammen. Selbst Beate Zschäpe wurde in vielen Medien zunächst als Mitläuferin präsentiert. „Nationale“ Frauen tauchen in der Öffentlichkeit fast gar nicht auf. Mit Grund, denn die „Netten von nebenan“ halten sich bewusst zurück, um ohne Misstrauen zu erregen, für ihre Kameraden Veranstaltungsräume zu buchen, Konten zu eröffnen und ihre Kinder mit rechtsradikaler Ideologie aufzuziehen.

 

Der tjc (Theaterjugendclub am LTT) und das Frauentheater Purpur begeben sich für ein ungewöhnliches Projekt gemeinsam mit dem auf die Suche nach der dunklen Seite der weiblichen Seele und Geschichte. Erwachsene Frauen und Jugendliche entwickeln gemeinsam ein Stück über weibliche Gewalt und deren Motivation. Darin werden sich historisch recherchierte Spielhandlungen, semi-biografisches Material, Überzeichnungen und der Rückgriff auf gewalttätige Frauen der Theaterliteratur (wie Lady Macbeth) vermischen.

 

In den Proben prallen vier unterschiedliche Ansätze aufeinander und reiben sich produktiv aneinander: Die theatrale Aufarbeitung einzelner, historische Täterinnen-Schicksale trifft auf das biografische Material einzelner erwachsener Spielerinnen und beides wird mit der Rolle von Frauen in der heutigen rechtsradikalen Szenen konfrontiert. Um der Falle des „Betroffenheitstheaters“ zu entgehen, wird eine weiteren Ebene des Stücks mit den Mitteln der Überzeichnung, der Groteske und der Stilisierung arbeiten. Diese Ebene verhilft dem Zuschauer immer wieder zu einem Abstand und einer kritischen Reflektion des Gesehenen. Die Texte des Stücks werden gemeinsam mit den Darstellerinnen und Darstellern entwickelt.

 

Dabei ist der generationsübergreifende Ansatz von besonderer Bedeutung. Frauen die vor, während oder kurz nach dem 2. Weltkrieg geboren wurden treffen auf Mädchen und Jungen von heute. Sie erhalten einen Rahmen, um eigene Erfahrungen und Prägungen zu reflektieren und sich damit spielerisch auseinander zusetzen. Die Jugendlichen hingegen erleben durch die inhaltliche Begegnung mit der Generation ihrer Groß- oder Urgroßmütter Geschichte hautnah und können die Gefahren des Rechtsradikalismus heute dadurch anders einordenen.

 

 

 

Projektträger
Landestheater Tübingen
Uschi Famers
Biesingerstr.22
72070 Tübingen
Deutschland
Telefon: 
07071/940111
Themenfeld
Themenfeld: 
Region, Partner
Infos
Zuletzt geändert: 
20.06.2016 - 22:15
Inhaltstyp: 
projekt
Beitrag Id: 
256586