Tanz /Musikprojekt „Die Kunst zu leben“
Circa 24 Jugendliche und Kinder entwickeln auf Grund ihrer erlebten Biographie und den daraus für sie entstandenen, teilweise sehr einschneidenden, manchmal sogar lebensbedrohlichen und sie behindernden Schwierigkeiten eine Geschichte, die sie durch Tanz und Musik ausdrücken. Das verbale Auseinandersetzen im Vorfeld und immer wieder, bewegt sich auf einem existenziellen, analytischen und höchst philosophischem Niveau und bringt die Teilnehmenden dazu, sich ihrer Gefühle in sehr starkem Maße bewusst zu werden. Dadurch können sie sich selbst und sich gegenseitig dazu anstiften, sich auf den Weg zu machen, ihren je eigenen roten Lebensfaden zu suchen, zu finden, respektive ihn wieder aufzunehmen und weiter zu entwickeln.
Durch die ebenso wichtigen Auseinandersetzungen im künstlerischen Bereich, der
tänzerischen, sowie der musikalischen Umsetzung, finden Entwicklungen statt, die auf Sekundäreffekte wie die Erlangung von Ich- und Sozialkompetenz ausgerichtet sind. Das heißt umgesetzte Teilhabe an Kunst und Kultur.
Oft haben traumatisierte Jugendliche in einer Therapie vorwiegend die Möglichkeit, sich verbal auszudrücken. Hier im Projekt „die Kunst zu leben“ werden alle Ausdrucksformen angeregt, die sie haben.
Wenn wieder Situationen entstehen, in denen Worte fehlen, die Gefühle auszudrücken, ist die gegenseitige Ermunterung zum Mut, sein eigenes Sein in Angriff zu nehmen, eminent wichtig. Dann geht es um das Ringen „wie setze ich das um“.
In 8 Monaten haben wir große und kleine Gruppenprozesse durchlaufen und sind jetzt soweit, dass die künstlerische Umsetzung jetzt einen noch größeren Stellenwert einnimmt.
Hierbei sind enorme künstlerische Explosionen passiert. Wer entsprechend sensibilisiert ist, kann sich besser artikulieren, verbal und nonverbal, engagiert sich mehr, bekommt von der Außen- und Innenwelt mehr mit und ist somit auch besser erreichbar.
Die bewusste Auseinandersetzung der Jugendlichen mit ihrem Sein, dem Leben an sich und ihren Problemen machen den Griff zu Alkohol und Drogen entbehrlich.
Es ist eine große Wichtigkeit, die Jugendlichen zu ermuntern und zu fördern, ihre eigene Identität zu entwickeln und ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, sie selbst zu sein. So können sie sich selbst als eigene Persönlichkeiten im gesamten Netzwerk erkennen und empfinden.
(Eva-Maria Natzke)
„Der Mensch erlebt sich selbst nicht mehr als etwas Eigenes.“
Wir sind zu Konformisten geworden, die in der Illusion leben, Individuen mit eigenem Willen zu sein. Er (der Mensch) denkt, fühlt und will, was die anderen von ihm erwarten und verliert dabei sein Selbst, auf das sich jede echte Sicherheit eines freien Menschen gründen muss.[…]
Der Verlust des Selbst hat die Notwendigkeit, mit den anderen konform zu gehen, noch vergrößert, führt er doch zu einem tiefen Zweifeln an der eigenen Identität.
Der heutige Mensch hat sich von äußeren Fesseln befreit, die ihn daran hindern können, das zu tun und zu denken, was er für richtig hält. Er möchte die Freiheit haben, nach seinem eigenen Willen zu handeln, wenn er nur wüsste, was er will, denkt und fühlt. Aber eben das weiß er nicht. Er richtet sich dabei nach anonymen Autoritäten und nimmt ein Selbst an, das nicht das seine ist. Je mehr er das tut, umso ohnmächtiger fühlt er sich, umso mehr sieht er sich gezwungen sich anzupassen.
(Erich Fromm Aus: Authentisch leben)
Bei diesem Projekt sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beteiligt, die teilweise traumatische Erfahrungen machen mussten.