JuNuS- Bericht einer Schülerin (Elina, Auszüge)
Vor allem Jugendliche in ihrer Entwicklung sind zunehmend mit der Frage nach dem eigenen
„Ich“ beschäftigt, die aber durch eine ungeplante Flucht in ein unbekanntes Land stark
beeinflusst werden kann. Neben den Anforderungen der neuen Heimat, der fremden Kultur,
der fremden Sprache und dem fremden Alltag müssen sie sich auf eigene Hand ohne
Begleitung durch den neuen Lebenszyklus durchschlagen. Um ihnen diese Zeit des
Neuanfangs zu vereinfachen und sie bei der Integration zu unterstützen, beschäftigt sich
unser Gruppenprojekt damit, dass etwa 15-18 UMAs im Alter von ca 15-18 Jahren aus
unserer Schule nahegelegenen Wohngruppen Kontakte zu gleichaltrigen in Deutschland
lebenden Jugendlichen knüpfen. In erster Linie wollen wir, dass die UMAs sich uns
gegenüber durch gemeinsame Aktivitäten öffnen und anvertrauen. Gemeinsame Events und
Ausflüge dienen dazu, dass Sie in einer positiven Art gezwungen sind, Zeit mit uns zu
verbringen und den ganzen Tag mit uns zu kommunizieren. Dies hat in zweiter Linie zur
Folge, dass die Jungs die Sprache, die Kultur und den deutschen Alltag näher kennenlernen
und dabei Vertrauen gegenüber uns aufbauen. Die Ausflüge sind neben „Lernexkursionen“
eine gewisse Ablenkung, wobei sie für einen Moment die Sorgen und Ängste abschalten
können.
Das Projekt JuNuS wurde in dem Zeitraum September 2016 bis zum kommenden Juli 2017
mit allen UMAs durchgeführt. Je nachdem, wer wie und wann Zeit hatte, hat bei unseren
Ausflügen teilgenommen. Dabei variiert die Länge des Ausflugs/des Events, wieder
entsprechend der außerschulischen Freizeit.
Während der Ausflüge konnte jede/r von unserem Seminarkurs sich mit jedem der UMAs
unterhalten, um Kontakte zu knüpfen, damit sie sich zugehörig und nicht ausgeschlossen
fühlen. Die UMAs sollten im Verlauf der Aktivität mehr über uns und mehr über ihre Umwelt
lernen. Dies war durch den durchgehenden Austausch zwischen uns, den SchülerInnen des
Seminarkurses und den Jungs, möglich.
Unser Gruppenprojekt zielt auf die Stärkung der eigenen Resilienz in Bezug auf
traumatisierte Menschen ab. Es sollen im Zuge des Projekts Schutzfaktoren ausgebildet
werden, die die eigene Wahrnehmung und die eigene Persönlichkeit stärken sollen. Die
Exkursionen sollen bei unseren UMAs Vertrauen aufbauen.
Die Jungs lernen in Laufe des Projektes mehr über ihre neue Heimat und dessen Kultur,
wissen wie sie sich besser integrieren können und lernen die Sprache als solches, was nur
im Vorteil der UMAs ist. Menschen, die sich integriert haben, kommen besser mit ihrer
Umwelt klar, wissen besser, wie man sich verhalten soll in Situationen, denen sie noch nie
begegnet sind. Menschen, die integriert sind, erreichen ihre Ziele schneller und kompetenter.
Dies führt zur Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins. Durch Erfolge fühlen sie sich
wertgeschätzt und kompetent, was stark gegen die Traumatisierung entgegenwirkt.
Resiliente Menschen können Verantwortung übernehmen und können Krisen- und
Stresssituationen besser meistern. Somit sind wir nicht nur als Hilfe gegen traumatische
Erlebnisse für sie da, sondern können präventiv zukünftige Probleme verhindern ohne aktiv
Präventionseinheiten durchzuführen. Resiliente Menschen kennen ihre Stärken und
Schwächen. Dieses Motiv fördern wir besonders bei der Hausaufgabenhilfe.
Des Weiteren stärken wir mit unseren Events das Gesellschafts- und Gemeinschaftsgefühl.
Gemeinsame Zeit verbindet Menschen miteinander, die die Jungs brauchen können, vor
allem, weil sie unbegleitet geflohen sind. Das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt
zwischenmenschliche Komponente, die ebenfalls Traumatisierungen entgegenwirken. Somit
schaffen wir mit den Ausflügen und der Hausaufgabenhilfe eine engere Verbindung mit den
Jungs, um sie stückweise in ihrem Leben zu unterstützen und ihnen die Integration in
Deutschland zu erleichtern.
